Dass Stein an der Enns beim Unwetter am letzten Wochenende glimpflich davonkam, ist auch dem Umstand zu danken, dass das Kraftwerk Sölk quasi als Rückhaltebecken diente.
Man mag sich gar nicht vorstellen, was am vergangenen Wochenende in den Köpfen vieler Bewohner der kleinen Ortschaft Stein an der Enns am Ausgang der Sölktäler vorgegangen ist. Fast genau zwei Jahre nach der großen Unwetterkatastrophe im Kleinsölktal sorgte stundenlanger Starkregen wieder für ungeheure Wassermengen.
Vorbereitet war man jedenfalls schon auf den Ernstfall. Bürgermeister Albert Holzinger wurde um sechs Uhr früh von der Landeswarnzentrale aus dem Bett geholt und setzte sich sofort mit Feuerwehr und Katastrophenschutz in Verbindung. Die alarmierende Botschaft: Überschwemmungen können nicht ausgeschlossen werden. In Windeseile wurden Sandsäcke befüllt und zu gefährdeten Häusern transportiert. Eine Vorsichtsmaßnahme, die man am Ende glücklicherweise nicht brauchte.
Auch deshalb, weil die Verantwortlichen des großen Staukraftwerkes am Sölkbach schon am Tag zuvor Vorkehrungen getroffen hatten. Reinhard Waschl, Leiter der „Werksgruppe Steiermark“, in der alle 41 steirischen Verbund-Wasserkraftwerke vereinigt sind: „Auch wenn die Prognosen eigentlich gar nicht von so intensivem Regen ausgegangen sind, haben wir den Stausee in der Sölk vorsorglich so weit wie möglich abgesenkt.“ Durch diese Maßnahme wurde sozusagen ein Rückhaltebecken geschaffen, das – wie sich später zeigen sollte – 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen konnte. Der Ortschaft Stein an der Enns verschaffte das wohl den entscheidenden „Vorsprung“. „Wäre der See voll gewesen, wären die 1,2 Millionen Kubikmeter genau zum Zeitpunkt der stärksten Regenfälle durch Stein gedonnert“, so Waschl. Zusammen mit dem Starkregen hätte das mit einiger Sicherheit zu großflächigen Überschwemmungen geführt.
Hilfreich
Wie ernst die Lage tatsächlich war, zeigen die Zahlen: 14 Kubikmeter Wasser pro Sekunde fließen an normalen Tagen vom Kleinsölktal in den Stausee zu. Beim Unwetter am vergangenen Wochenende waren es 90 Kubikmeter, bei der Katastrophe vor zwei Jahren maß man 200 Kubikmeter pro Sekunde. Durch das Ablassen des Stausees traten die Fluten erst um 7.30 Uhr über die Krone des Staudammes – zu dieser Zeit hatten die Regenfälle bereits nachgelassen. Albert Holzinger ist überzeugt: „Das war gewaltig hilfreich. Vor allem auch, weil die Kommunikation hier wirklich gut funktioniert hat.“